Wie esg2go Schweizer KMU beim Nachhaltigkeitsrating unterstützt – zwei Unternehmen zeigen Potenzial und Praxis
Veröffentlicht am: 16.01.2025
Lesedauer
ca. 4 Minuten
Immer mehr Schweizer KMU wollen neben wirtschaftlichem Erfolg auch ökologische und soziale Verantwortung übernehmen. Wie aber misst und bewertet man Nachhaltigkeit glaubwürdig? Hier setzt esg2go an: Das Online-Tool ermöglicht ein ESG-Rating und bei Bedarf eine SQS-Verifizierung. Was das KMU bringt und wie es in der Praxis aussieht, schildern Stefan Schulthess, Geschäftsführer der SGV Holding AG, und Reto Bussmann der Makro Art AG.
Die noch relativ neue Herausforderung für KMU, sich umfassend mit Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsberichterstattung auseinanderzusetzen, führt dazu, dass derzeit nur wenig Erfahrungen und Best Practices vorhanden sind. Um dies zu ändern, haben wir mit zwei Geschäftsführern aus unterschiedlichen Schweizer KMU gesprochen – und erfahren, wie sie mithilfe des Online-Tools esg2go diese Herausforderung angehen.
«Was man nicht messen kann, kann man nicht lenken»
Warum überhaupt ein Nachhaltigkeitsrating? «Was man nicht messen kann, kann man nicht lenken», betont Schulthess, Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) Holding AG mit den Tochterunternehmen SGV AG, Tavolago AG und Shiptec AG. Je nach Branche kann dies unterschiedliche Formen annehmen: In der Schiffswerft und im Gastgewerbe stellt sich zum Beispiel die Frage nach effizientem Energie- und Ressourcenverbrauch, bei der Schifffahrt ist der Treibstoff primär im Fokus. In einem Druckunternehmen wie der Makro Art AG wiederum spielt der Abfall eine zentrale Rolle, erklärt Geschäftsführer Bussmann. In jedem Fall dreht sich alles darum, Stärken und Schwachstellen im Unternehmen aufzudecken, Massnahmen einzuleiten und den eigenen Fortschritt im Bereich Nachhaltigkeit aufzeigen zu können.
Nachhaltigkeitsberichterstattung ist längst keine reine Kür mehr: Immer öfter verlangen Kunden, Zulieferer oder Investoren von KMU, dass sie ihre Nachhaltigkeitsbemühungen transparent darstellen. Auch die gesetzliche Berichterstattungspflicht weitet sich auf Lieferketten aus, sodass bald immer mehr KMU direkt oder indirekt davon betroffen sein werden. Schulthess sieht bei sich nicht nur einen «regulatorischen Druck», sondern insbesondere einen «intrinsischen Antrieb, sich in Nachhaltigkeitsfragen weiterzuentwickeln und gleichzeitig auch davon zu profitieren – beispielsweise in der Personalgewinnung oder im Marketing». Beide Gesprächspartner betonen, dass angesichts der globalen Krisen alle Unternehmen in der Verantwortung sind, ihren Beitrag dazu zu leisten, auch mit dem Wissen, dass immer noch mehr möglich wäre.
Der Einstieg mit esg2go
Mit esg2go erhalten KMU die Möglichkeit, ein standardisiertes und doch flexibles System zu nutzen, um ihre Nachhaltigkeitsleistung zu beurteilen und in einem Bericht festzuhalten. Bussmann, dessen Unternehmen digitalen Grossflächendruck anbietet, berichtet von einem relativ geringen administrativen Aufwand beim Start – «zumindest, wenn man bereits erste Daten zum Energieverbrauch oder Abfallmengen vorliegen hat».
Die wahre Herausforderung beginne jedoch bei der Umsetzung: «Nachhaltigkeit und ESG sind keine einmaligen Aufgaben, sondern kontinuierliche Prozesse», sagt Bussmann. In seinem Betrieb, der jährlich rund 49 Tonnen Abfall produziert, sei die Motivation hoch, mithilfe von esg2go konkrete Verbesserungen zu erreichen. So wurde beispielsweise eine interne Arbeitsgruppe gegründet, um die Abfallmenge zu reduzieren, und es wird über den Einsatz von Photovoltaik sowie den Umstieg auf Elektrofahrzeuge nachgedacht.
Ähnlich tönt es von Schulthess, auch sie haben eine neue Koordinationsgruppe ins Leben gerufen. Doch nicht alle Bereiche sind gleichermassen betroffen. Hervor sticht die Schifffahrt mit ihren über zwei Millionen Liter Treibstoff, die jährlich verbraucht werden. Für diese Herausforderung wurden mehrere Initiativen lanciert, um einerseits weniger Treibstoff zu brauchen und anderseits erneuerbare Varianten zu implementieren. Schulthess betont hier aber, dass die Antriebstechnologien oder Treibstoffalternativen noch nicht bereit sind, um ihr Geschäft vollständig dekarbonisieren zu können, um bis 2050 CO₂-neutral zu sein. Sie bleiben dran.
Echter Mehrwert durch Verifizierung
Sowohl Schulthess als auch Bussmann heben hervor, dass das ESG-Rating «nicht nur in erster Linie aufpoliert, sondern insbesondere extern überprüft werden sollte». Die SQS bietet hierfür eine unabhängige Verifizierung an. «Gerade für kleinere und mittlere Betriebe erhöht die externe Verifizierung der SQS die Glaubwürdigkeit enorm», sagt Schulthess.
Bussmann bestätigt diesen Eindruck: «Für unsere Kundinnen und Kunden sowie Geschäftspartner ist es ein klares Signal, wenn wir nicht bloss unsere eigenen Zahlen melden, sondern diese von einer anerkannten Stelle verifizieren lassen.» Dieser Prozess sei zwar mit zusätzlichem Aufwand verbunden, biete aber zugleich die Möglichkeit, von aussen den Blick auf blinde Flecken zu schärfen. «Wir haben beispielsweise gelernt, dass wir nicht nur Recycling forcieren, sondern schon bei der Beschaffung ansetzen sollten, um Abfälle zu reduzieren», so Bussmann. Gleichzeitig setze man sich und seinem Unternehmen eine Verbindlichkeit, die man ohne regelmässige, externe Überprüfung nicht in gleichem Umfang hätte.
Interne Organisation und Kommunikation
Eine Hürde für KMU bleibt häufig die interne Koordination und das Engagement der Mitarbeitenden, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Laut Schulthess ist es wichtig, das Thema auf Geschäftsleitungsebene zu verankern, damit genügend Ressourcen zur Verfügung stehen und die nötigen Daten zusammengetragen werden können. «Für das ESG-Rating braucht es nicht nur Umweltkennzahlen, sondern auch Informationen zu Mitarbeitenden, Lieferketten und Governance-Strukturen», erläutert er.
Bei Bussmann ist das ESG-Thema inzwischen ein «C-Level-Thema». Dadurch werde sichergestellt, dass Nachhaltigkeit nicht als «Alibiübung» wahrgenommen wird, sondern als fester Bestandteil der Unternehmensstrategie. In manchen Branchen wie z.B. dem Tourismus, so Schulthess, sei das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsfragen allerdings in vielen Fällen noch eher oberflächlich. «Umso grösser kann dann der Mehrwert sein, wenn erste Berichterstattungen zeigen, welche konkreten Schritte unternommen werden können, um Prozesse umwelt- und sozialverträglich zu gestalten.» So wird das esg2go-Rating ein wichtiges Tool für das Management von Nachhaltigkeit.
Aussenwirkung und Wettbewerbsvorteil
Beide Interviewpartner nutzen das ESG-Rating bereits aktiv in ihrer Kommunikation. «Wir haben festgestellt, dass unsere Kundschaft mehr als nur ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wünscht. Sie will ein Produkt oder eine Dienstleistung, die verantwortungsbewusst hergestellt wird», so Bussmann. Das ESG-Rating sei eine gute Basis, um in Verkaufsgesprächen transparent darzulegen, was das Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit tut und welche Ziele es sich setzt.
Schulthess fügt hinzu, dass viele KMU in den kommenden Jahren vor der Entscheidung stehen werden, ob sie ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten glaubhaft dokumentieren oder sich lieber «weiter verstecken», bis von aussen Druck ausgeübt wird. «Dabei ist ein proaktiver Ansatz weitaus sinnvoller», sagt er. Gerade für KMU eröffnet die frühzeitige Beschäftigung mit ESG-Ratings wie esg2go die Möglichkeit, sich am Markt zu positionieren und langfristig Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Stefan Schulthess:
Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft des
Vierwaldstättersees (SGV) Holding AG. Er setzt sich dafür ein, Nachhaltigkeit in allen Gruppengesellschaften gezielt zu verankern und zu messen.
Reto Bussmann:
Geschäftsführer und Inhaber von Makro Art AG, ein Unternehmen, das sich auf digitalen Grossflächendruck spezialisiert hat. Sein Fokus liegt auf einer möglichst ressourcenschonenden Produktion durch Abfallreduzierung und Energieeffizienz.
Erste Schritte - Tipps aus der Praxis
- Motivation klären: Was treibt das Unternehmen an? Geht es nur um Pflichterfüllung oder steht ein echter Wille zur Verbesserung dahinter?
- Interne Organisation stärken: Benennen Sie eine verantwortliche Person und schaffen Sie eine Projektgruppe, die Daten erfasst und Massnahmen vorantreibt.
- Tool wählen: Mit esg2go steht ein schlankes, praxiserprobtes Instrument zur Verfügung, das gerade für KMU zugeschnitten ist.
- Externe Verifizierung: Nutzen Sie die Glaubwürdigkeit einer unabhängigen Stelle wie der SQS, um Ihr ESG-Rating nach aussen zu bestätigen.
- Kommunikation planen: Stellen Sie nicht nur Zahlen ins Schaufenster. Geben Sie Einblicke in konkrete Verbesserungsmassnahmen und langfristige Ziele.
Zu esg2go
Das benutzerfreundliche Online-Tool ermöglicht KMU eine einfache und strukturierte Bewertung ihrer Nachhaltigkeitsleistung – verifiziert durch die SQS. Mehr Informationen finden Sie hier.
Nachhaltigkeit als langfristiger Prozess
Die Erfahrungen von Schulthess und Bussmann verdeutlichen, dass das ESG-Rating für KMU weit mehr ist als ein formalisiertes Berichtsinstrument. Es kann als «Spiegel» dienen, um die eigenen Aktivitäten kritisch zu betrachten und Massnahmen abzuleiten. Gerade die Kombination aus internem Willen zur Verbesserung und externer Verifizierung schafft Vertrauen – intern wie extern.
Für viele Schweizer KMU dürfte in Zukunft kein Weg an der ESG-Berichterstattung vorbeiführen. Umso wichtiger ist es, den Prozess aktiv anzugehen, bevor gesetzliche Vorschriften oder Kundschaft den Druck erhöhen. esg2go bietet einen Einstieg, der sich mit vertretbarem Aufwand umsetzen lässt und – wie Schulthess zusammenfasst – «den Mehrwert dann entfaltet, wenn man das Thema Nachhaltigkeit wirklich ernst nimmt.»
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