So vermeiden Sie die fünf häufigsten Fehler bei Nachhaltigkeitsberichten
Veröffentlicht am: 07.03.2024
Lesedauer
ca. 4 Minuten
Die neue EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) verpflichtet allein in Deutschland rund 15 000 Unternehmen, für das Jahr 2024 einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Als Zulieferer dieser Unternehmen sind davon indirekt auch zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus der Schweiz betroffen. Wir zeigen auf, wie sie beim Verfassen ihres eigenen Nachhaltigkeitsberichts häufige Fehler vermeiden.
Die Europäische Union (EU) hat 2022 die Richtlinie für Nachhaltigkeitsberichterstattung verabschiedet (Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD). Diese verpflichtet grosse Unternehmen, ab dem Geschäftsjahr 2024 einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, der auch die Lieferkette abdeckt. Die enge Verflechtung der Schweizer Volkswirtschaft mit der EU führt dazu, dass viele hiesige Unternehmen indirekt von der CSRD betroffen sind. Allein in Deutschland werden rund 15 000 Unternehmen von ihren Schweizer Zulieferern detaillierte Informationen oder gar einen Bericht verlangen, um die eigene Berichterstattungspflicht zu erfüllen.
Das stellt gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Schweiz eine Herausforderung dar. Zugleich sollten sie die Chancen sehen, die ihnen eine nachhaltige Unternehmensführung und die Berichterstattung darüber bieten. Sie stärken die Resilienz, Agilität und Glaubwürdigkeit eines Unternehmens, mit einem Wort: seine Wettbewerbsfähigkeit.
Dieser Text ist die redigierte Version eines Beitrags, den die Autorin für den Blog der SQS Deutschland geschrieben hat.
Besuchen Sie die Website der SQS Deutschland, um sich über die Erstellung und Verifizierung von Nachhaltigkeitsberichten zu informieren!
Wir sind eine SQS und gerne für Sie da.
© ChayTee – stock.adobe.com
Beim Erstellen eines Nachhaltigkeitsberichts sollten Unternehmen insbesondere folgende fünf Fehler vermeiden, die in unserer Erfahrung am häufigsten vorkommen:
1. Perfektionismus
Ein Nachhaltigkeitsbericht muss nicht perfekt sein. Denn das wird er niemals sein, weil Sie ihn stetig weiterentwickeln. Denken Sie ausserdem daran, dass ein Nachhaltigkeitsbericht, der nur Positives vorweist, wenig glaubwürdig ist. Sie müssen nicht den Anspruch haben, nur über «schöne» Zahlen und Angaben zu berichten. Wenn Sie über positive und über negative Wirkungen sprechen, dann machen Sie sich zwar angreifbarer, aber schliesslich geht es darum, Verantwortung zu übernehmen – und genau das ist, was Ihre Stakeholder erwarten. Es geht darum, dass Sie transparent und ehrlich sind.
Laut einer Studie der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen machen sich 75 Prozent der befragten Firmen Sorgen über den organisatorischen Aufwand. Zögern Sie einen Nachhaltigkeitsbericht nicht hinaus, sondern beginnen Sie jetzt damit, egal wo Sie stehen. Der Bericht wird mit Ihnen wachsen – Hauptsache, Sie vergeuden keine Zeit und fangen an!
Lösungsvorschlag: Fokussieren Sie nicht auf Perfektion, sondern auf Bewegung. Beginnen Sie noch heute.
2. Fehlende Strategie
Nur eine nachhaltige Unternehmensstrategie führt zu nachhaltiger Entwicklung, weil sie Wegweiser für nachhaltige Entscheidungen ist. Es ist weit verbreitet, dass die Nachhaltigkeitsstrategie als Teil der Unternehmensstrategie angesehen wird. Wenn jedoch alles, was ein Unternehmen tut, nachhaltig – im Sinne von zukunftssichernd – ist, dann sollte es umgekehrt sein: Die Nachhaltigkeitsstrategie sollte der Unternehmensstrategie übergeordnet sein bzw. gleichrangig implementiert werden. Nur so gibt sie Management und Mitarbeitenden Orientierung, damit sie nachhaltige Ziele erreichen können.
Die oberste Geschäftsleitung muss dabei vom Wandel zu mehr Nachhaltigkeit überzeugt sein. Idealerweise wird sie integraler Bestandteil des Geschäftsmodells. Die Unternehmensführung sollte nachhaltiges Wirtschaften dabei nicht im Top-down-Stil vorgeben. Nachhaltigkeit sollte im Kern der Organisation verankert sein, damit jedes Team verantwortungsvoll vorgehen kann. So kann jede Entscheidung auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen.
Lösungsvorschlag: Definieren und etablieren Sie eine nachhaltige Unternehmensstrategie. Eine Orientierung geben zum Beispiel diese sechs aufeinanderfolgenden Schritte.
3. Alles auf einmal
Einer der häufigsten Fehler beim Erstellen eines Nachhaltigkeitsberichts ist, alles auf einmal machen zu wollen. Kein Wunder, dass das Thema dann überwältigend wirkt. Unternehmen müssen ihre Transformation schrittweise durchführen – und mit dem Wichtigsten beginnen. Sie müssen folglich priorisieren. Das heisst, Sie sollten mit den Themen beginnen, bei denen Sie den grössten Hebel besitzen. Sie finden sie anhand einer Wesentlichkeitsanalyse. Durch eine Befragung Ihrer internen und externen Stakeholder identifizieren Sie alle relevanten Themen, die Sie in Einklang mit den Stakeholdern berücksichtigen sollten. Und diese priorisieren Sie dann.
Lösungsvorschlag: Führen Sie eine Wesentlichkeitsanalyse durch, priorisieren Sie Ihre spezifischen Nachhaltigkeitsthemen und finden Sie den grössten Hebel. Dort setzen Sie an.
4. Vernachlässigte Datenerfassung
Bei einem Nachhaltigkeitsbericht sind die Daten grundlegend. Auch wenn Sie sich einem Dilemma gegenübersehen: Etablieren Sie klare Abfragestrukturen und sammeln Sie zentral zuverlässige Daten. Das gelingt, indem Sie Ihre Daten gemäss einem Rahmenwerk strukturieren. Unternehmen, die der CSRD unterliegen, müssen die Europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungs-Standards (European Sustainability Reporting Standards, kurz ESRS) anwenden. Schweizer KMU können als indirekt Betroffene ihren Standard jedoch frei wählen.
Es gibt eine Vielzahl an Standards, die wie beim Erstellen eines Nachhaltigkeitsberichts wie Leitplanken sind: die Global Reporting Initiative (GRI), der Deutsche Nachhaltigkeitskodex, die Sustainable Development Goals, die zehn Prinzipien des UN Global Compact, ESG etc. Besonders zu empfehlen sind die internationalen Sets von GRI, auf denen die europäischen ESRS beruhen. Erkunden Sie die Rahmenwerke und wählen Sie dasjenige, das für Ihr Unternehmen angemessen ist. Tipp: Bei GRI können Unternehmen nur diejenigen Standards auswählen, die auf sie zutreffen.
Lösungsvorschlag: Wählen Sie einen Nachhaltigkeitsstandard, und erfassen Sie strukturiert und korrekt Ihre nichtfinanziellen Kennzahlen.
5. Kein Erfahrungsaustausch, keine Verifizierung
Auch wenn Sie nicht unter die in der CSRD geforderte Prüfpflicht eines Nachhaltigkeitsberichts fallen: Lassen Sie Ihren Bericht von externen Expertinnen und Experten verifizieren, also überprüfen. Ein unabhängiger Blick von aussen gewährleistet ein qualifiziertes Feedback, das – abhängig von der Expertise des Verifizierers – den Weg für Ihre weitere, nachhaltige Entwicklung ebnet.
Denn: Aus einem erfahrungsgesättigten Feedback können Sie Ihre nächsten (Zwischen-)Ziele und Massnahmen ableiten. Ausserdem hat ein geprüfter Nachhaltigkeitsbericht nachweislich weniger Fehler und mehr Gewicht bei Ihren Stakeholdern.
Lösungsvorschlag: Holen Sie sich Unterstützung von Partnern, die Sie verstehen und Ihnen helfen, die nächste Stufe in Richtung Zukunft zu definieren – gegebenenfalls auch, indem Sie zuerst die vergangene reflektieren.
SQS-Bildungsangebote zu nachhaltiger Unternehmensführung
Unser Newsletter bringt relevante und interessante Inhalte zu Ihnen
Möchten Sie informiert werden, wenn wir einen neuen Beitrag aufschalten? Dann abonnieren Sie unseren SQS-Blog-Newsletter. Sie können sich jederzeit wieder abmelden.