ISO 14001 als Indikator für nachhaltiges Engagement: Wie Sunrise Nachhaltigkeit systematisch verankert
Veröffentlicht am: 24.04.2025
Lesedauer
ca. 4 Minuten
Umweltthemen standen lange vor allem in der Industrie im Fokus – dort, wo Emissionen und Ressourcenverbrauch besonders deutlich sind. Doch auch Dienstleister wie Sunrise übernehmen diesbezüglich Verantwortung: Der Telekommunikationsanbieter hat sich im 2024 erstmals nach ISO 14001 zertifizieren lassen und seinen ersten umfassenden Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt. Wir haben mit Marisa Hürlimann, Sustainability Manager bei Sunrise, darüber gesprochen, warum Umweltschutz längst kein «Nice-to-have» mehr ist.
Sunrise blickt auf ein engagiertes Jahr 2024 in Sachen Nachhaltigkeit zurück. Mit der Einführung eines Umweltmanagementsystems (UMS) nach der Norm ISO 14001:2015 und der Veröffentlichung seines ersten umfassenden Nachhaltigkeitsberichts unterstreicht das Unternehmen, dass Umweltthemen ein zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie und somit Teil der Geschäftsstrategie sind. Im Februar 2025 ist nun der zweite umfassende Nachhaltigkeitsbericht erschienen. «Die Nachfrage nach der ISO 14001 kam unter anderem auch von unseren Geschäftskunden», erläutert Marisa Hürlimann, Sustainability Manager bei Sunrise. Gerade im B2B-Bereich ist die Zertifizierung häufig eine Grundvoraussetzung, um an Ausschreibungen teilnehmen zu können oder als verlässlicher Partner in Nachhaltigkeitsfragen zu gelten.

Zur Person
Marisa Hürlimann, Sustainability Manager, Sunrise
ISO 14001 als externer Nachweis und interner Antrieb
Sunrise hatte bereits ein Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 und ein Informationssicherheits-Managementsystem nach ISO/IEC 27001 zertifiziert. Mit der ISO 14001 rückte das Unternehmen Umweltfragen noch stärker in den Fokus. «Wir haben längst gemerkt, dass vor allem unsere B2B-Kundinnen und -Kunden einen klaren Nachweis für nachhaltiges Handeln erwarten», sagt Hürlimann. Diese Erwartung dient nicht nur als externer Anreiz, sondern führt auch intern zu positiven Effekten.
Besonders im Zentrum stehen drei umweltrelevante Themen: «Nachhaltige Produkte und Kreislaufwirtschaft», «Energie und Klimaschutz» sowie «Umweltschutz und Lieferkette». Sunrise setzt auf ressourcenschonende Materialien, verlängerte Produktlebenszyklen und ein durchdachtes Recycling-Konzept, etwa für TV und Internetboxen. Gleichzeitig wird der Energieverbrauch kontinuierlich optimiert – von effizienten IT-Lösungen bis hin zur Nutzung erneuerbarer Energien, um den CO₂-Ausstoss zu senken. Zudem fordert Sunrise von seinen Lieferanten ein konsequentes Umweltbewusstsein.
Die Norm und die Zertifizierung erfüllen dabei zwei zentrale Funktionen: Die ISO 14001 schafft intern einen verbindlichen Rahmen für Audits und für das im Managementsystem verankerte «Plan-Do-Check-Act»-Prinzip, das betriebliche Abläufe regelmässig auf ökologische Kriterien überprüft. Die unabhängige Zertifizierung nach ISO 14001 schafft gegen aussen Transparenz, stärkt die Glaubwürdigkeit und unterstreicht das verbindliche Engagement von Sunrise, Umweltschutz konsequent umzusetzen.
«Im Gegensatz zur blossen Berichterstattung enthält die ISO 14001 klare Vorgaben zu internen und externen Audits», führt Hürlimann weiter aus. «So steigern wir die Verbindlichkeit und sorgen dafür, dass Umweltaspekte beim Top-Management und in verschiedenen Unternehmensbereichen verankert wird.» Zwar erfordert die Einführung der Norm einen gewissen Aufwand, doch dieser lohnt sich: Sunrise stärkt durch die externe Evaluierung die Glaubwürdigkeit bei den Stakeholdern und profitiert von effizienteren Prozessen.
Erfolgreiche Integration von verschiedenen Standards
Neben ISO 14001 setzt Sunrise auf EcoVadis und das Carbon Disclosure Project (CDP). EcoVadis bietet einen Standard für die Nachhaltigkeitsbewertung, das CDP einen für die Offenlegung von Treibhausgas-Emissionen. Die Integration dieser Ratings zusammen mit der ISO 14001 Zertifizierung ermöglichen ein umfassendes Gesamtbild der Nachhaltigkeitsbestrebungen von Sunrise, das auch intern zur Weiterentwicklung dient. Um hierzu die richtigen Schwerpunkte zu setzen, führte Sunrise eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durch. Die Analyse ergab ein für Schweizer Dienstleistungsunternehmen gängiges Bild: Drei von 12 identifizierten Themen fallen direkt in den Umweltbereich. Dennoch entschied sich Sunrise, in diesem Bereich aktiv zu werden. «Obwohl Umweltanliegen zahlenmässig nicht überwiegen, wurden sie mit einer hohen Priorität bewertet, weshalb wir ihnen durch ein ISO-14001-Managementsystem noch mehr Gewicht verleihen wollten», erklärt Hürlimann.
Eine wichtige Hilfe für die Einführung des UMS gemäss ISO 14001 ist, dass Sunrise bereits über etablierte ISO-Managementsysteme (ISO 9001 und ISO 27001) verfügte und die bereits vorhandene Governance-Struktur nutzen konnte. Die zuvor erarbeitete Wesentlichkeitsanalyse diente gleichzeitig als Kontextanalyse für das UMS – ein Beleg dafür, wie nahtlos sich Nachhaltigkeitsthemen und ISO-Prozesse ergänzen. «Mit der Zertifizierung durch die SQS zeigen wir, dass Nachhaltigkeit weit über ein reines Compliance-Thema hinausgeht», betont Hürlimann.
Der Nachhaltigkeitsbericht als Spiegel der ISO 14001
Parallel zur Einführung des Umweltmanagementsystems legte Sunrise den ersten umfassenden Nachhaltigkeitsbericht nach den GRI-Standards bereits im vorangegangenen Jahr vor. «Der GRI-Ansatz und ISO 14001 ergänzen sich», sagt Hürlimann. Beide basieren auf einer strukturierten Analyse relevanter Themen und dienten einem systematischen Vorgehen bei Zielsetzungen und Leistungsbewertungen.
Im Bericht werden jeweils genau jene Themen offengelegt, welche die Wesentlichkeitsanalyse hervorgebracht hat – darunter auch jene, die Sunrise künftig verstärkt unter dem Dach von ISO 14001 vorantreiben will. Kennzahlen, Ziele und Fortschritte werden so transparent aufgezeigt. Das schafft Vertrauen bei Kunden und Geschäftspartnern und erleichtert zugleich die interne Steuerung.
Für Hürlimann ist diese Verbindung von Managementsystem und Berichtswesen ein entscheidender Erfolgsfaktor: «Durch die Kopplung von ISO 14001 und den GRI-Standards schaffen wir intern wie extern Klarheit. Das Zusammenspiel von Managementsystem und Berichterstattung ist umso wertvoller, weil es Doppelspurigkeiten vermeiden und Ressourcen schonen hilft.»
ISO 14001 als Indikator für Engagement
Das Umweltmanagementsystem zeigt auch gegenüber Lieferanten und Partnern Wirkung. Sunrise fordert von ihnen explizit einen Nachweis für nachhaltige Unternehmensführung – und verweist dabei auf ein ISO –14001-Zertifikat als möglichen Erfüllungsnachweis. «Für uns ist die ISO 14001 ein klarer Indikator, der verdeutlicht, dass sich ein Unternehmen aktiv mit Umweltfragen auseinandersetzt», so Hürlimann.
Während Lieferketten stärker reguliert und ökologisch-soziale Kriterien immer relevanter werden, ist eine ISO-14001-Zertifizierung ein starkes Zeichen für Auftraggeber und Kunden. Doch auch intern zeigt sich der Effekt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden für Umweltthemen sensibilisiert und entwickeln in ihrem Arbeitsalltag eher ein Bewusstsein für Optimierungsmöglichkeiten. So entsteht eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung, die weit über das reine Häkchen in der ISO-Zertifizierung hinausgeht.
ISO 14001 als Orientierungshilfe
Sunrise zeigt, wie ISO 14001 als strategisches Werkzeug eigener Überzeugungen genutzt werden kann – eine wertvolle Erkenntnis für Schweizer Unternehmen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
- Externe Glaubwürdigkeit: ISO 14001 ermöglicht es Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistung sichtbar und glaubwürdig zu machen, was in Geschäftsbeziehungen und bei Ausschreibungen auch zunehmend erwartet wird.
- Interne Verbesserungen: Audits und kontinuierliche Optimierungen stärken interne Prozesse, erhöhen die Effizienz und können Kosten reduzieren.
- Strategische Vorteile: Durch die Erfüllung von Kundenanforderungen und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit eröffnen sich neue Geschäftsmöglichkeiten.
Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsstrategie effektiv umsetzen möchten, können von der Kombination aus ISO-Zertifizierungen und anderen Standards profitieren. Diese bieten nicht nur eine strukturierte Grundlage für das Umweltmanagement, sondern auch eine klare Orientierung im Umgang mit ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Unternehmen wie Sunrise zeigen auf, dass die ISO 14001 zu weit mehr dient als einem blossen Schaufenster-Zertifikat. Das Umweltmanagementsystem durchdringt die Prozesse, schafft Verbindlichkeit und signalisiert intern wie extern: «Wir nehmen Umweltfragen ernst.» Zusammen mit weiteren Instrumenten wie EcoVadis und Carbon Disclosure Project entsteht ein integrierter Nachhaltigkeitsansatz, der auch für andere Unternehmen, einschliesslich KMU, wertvolle Inspiration und Orientierung bietet.
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