Management, SQS-Wissen

Fünf Prinzipien für den Kampf um Talente

Andri Bodmer

Veröffentlicht am: 23.03.2022

Lesedauer

ca. 5 Minuten

Fachkräftemangel, «War for talent», «The Great Resignation»!
Zahlreiche Schreckensbegriffe und -szenarien machen seit längerem im Bereich der Talent-Akquise und -Entwicklung die Runde. Wir alle wissen: motivierte Mitarbeitende sind der Schlüssel zum nachhaltigen Unternehmenserfolg. Doch wie finde ich die richtigen Mitarbeitenden und wie gelingt es mir, diese zu behalten?

Unser Autor, Andri Bodmer, hat dazu langjährige Erfahrung als Personalleiter und in Führungspositionen in der internationalen Hotellerie gesammelt. Lesen Sie hier, welche erfolgsversprechenden «Rezepte» er dabei entwickelt hat.

 

Viel wurde in den letzten Jahren über den Fachkräftemangel, die Herausforderungen in der Rekrutierung und den Erhalt von guten Mitarbeitenden geschrieben. Zahlreiche Branchen schauen misstrauisch auf die Finanzindustrie, welche scheinbar mühelos und erfolgreich mit monetären Anreizen die besten Leute an sich bindet. Doch ist dem wirklich so? Gibt es nicht auch andere Wege zum Ziel?

In meiner Erfahrung habe ich fünf Prinzipien erkannt, welche − unabhängig von der Branche, in der man tätig ist − eine wichtige Grundlage bilden, um Talente für sich zu gewinnen und zu halten. Aus den folgenden Zeilen erfahren Sie in kompakter Form, welche Säulen dies sind und warum ich diese für so wichtig erachte.

 

1. AUTHENTIZITÄT

Im «Kampf um Talente» ringen viele Organisationen mit Phrasen aus dem Marketing. Doch das Schlimmste, was potenziellen Mitarbeitenden passieren kann, ist zu glauben, dass man bei Google anheuert und dann im Militär landet. Befehlston anstatt Rutsche in die Kantine. Genormte Pausen anstatt Jahresarbeitszeit…

Doch es gibt weder gute noch schlechte Unternehmenskulturen. Es gibt nur passende oder eben nicht. Deshalb ist es wichtig, die Art und Weise, wie man als Organisation funktioniert, auch authentisch und ehrlich zu kommunizieren. Ob Sie mit hierarchischen Strukturen arbeiten oder sich als gegenseitig befruchtendes Netzwerk betrachten, stehen Sie dazu. Denn für jede Form von Organisation und Kultur finden sich genügend engagierte Menschen. Versprochen.

 

2. LEADERSHIP

Menschen suchen Halt und Gemeinschaft. Entwickeln Sie also Führungskräfte und keine Manager. «To manage» heisst zu Deutsch verwalten. Ihre Mitarbeitenden möchten aber nicht verwaltet, sondern unterstützt, geführt und verstanden werden.

Menschen suchen Sinn in ihren Tätigkeiten. Dieser Sinn wird nicht von einem Verwalter vermittelt, sondern von einer Führungskraft. Führen heisst vorangehen, unterstützen, helfen, mit dabei sein und Menschen weiterentwickeln. Die meisten Mitarbeitenden verlassen nicht ein Unternehmen, sondern ihren Vorgesetzten. Wenn es Ihnen also gelingt, Führungskräfte anzuspornen, ihre Kolleginnen und Kollegen auf eine Reise mitzunehmen, dann gelingt es Ihnen, Ihre Mannschaft zusammenzuhalten. 

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3. VERTRAUEN

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser. Ich habe gelernt, dass Vertrauen das Fundament für eine erfolgreiche Unternehmenskultur ist. Vertrauen schafft man durch Transparenz.

Trauen Sie Ihren Mitarbeitenden zu, mit Unternehmensdaten, Finanzkennzahlen und dem aktuellen Stand von wichtigen Projekten richtig umzugehen. Sie werden es Ihnen danken. Mit Vertrauen und Leistung. Denn gegenseitiges Vertrauen bedeutet gegenseitigen Respekt. So entstehen langfristige, fruchtbare Partnerschaften.

Wird dieses Vertrauen denn nicht ausgenutzt? Natürlich wird das ab und zu passieren. Aber fragen Sie sich: Lohnt es sich, Transparenz und Vertrauen aufzugeben für ein paar wenige schwarze Schafe? «Misten» Sie diese konsequent aus. Auch das wird Ihnen die Mehrheit der vertrauenswürdigen Mitarbeitenden danken.

Nachhaltige Arbeitgeber erlauben es ihren Mitarbeitenden, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Das von der SQS gemeinsam mit Pro Familia Schweiz entwickelte Bewertungsmodell «Work Family-Balance®», zeigt Ihnen auf, wo Sie diesbezüglich stehen. Leiten Sie aus unserem ausführlichen Bericht Handlungsfelder ab und positionieren Sie sich als attraktive Organisation auf dem Arbeitsmarkt.

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4. LIFE-LIFE-BALANCE

Wir verbringen alle einen grossen Teil unserer Zeit bei der Arbeit. Entsprechend wichtig ist eine positive Wahrnehmung, durch das Erkennen von Sinn in der eigenen Tätigkeit und einer gefühlten Balance zwischen der Arbeitswelt und anderen Aspekten unseres Lebens.

Auch hier gilt: Nicht jedem Trend muss hinterhergerannt werden. Wichtig aber ist es, die Bedürfnisse der eigenen Mitarbeitenden zu kennen und zu berücksichtigen. Dabei sind Faktoren wie die Arbeitsumgebung, Arbeitszeitmodelle, aber auch die zur Verfügung gestellten Arbeitsmittel wichtig. 

Diese Themen können nicht nur bei Büro-Tätigkeiten aktiv gelebt werden, wie man oft meint. Sicherheitsausrüstung in Industriebetrieben, Freiheiten und die Berücksichtigung von persönlichen Bedürfnissen bei der Schicht- und Dienstplanung, Tageslicht am Arbeitsplatz, attraktive Pausenräume, die Gelegenheit für persönliche und fachliche Entwicklung sowie viele weitere Aspekte zur Förderung des persönlichen Wohlbefindens an und neben der Arbeit, lassen sich in jeder Branche umsetzen. Seien Sie kreativ und stimmen Sie Ihre Aktivitäten auf die Struktur Ihrer Mitarbeiterschaft ab (Demografie, Geschlecht, Nationalitäten etc.). 

5. PROFESSIONELLE REKRUTIERUNG

Die richtige Mischung macht‘s. Nebst den Führungskräften ist die Team-Zusammensetzung der wichtigste «Wohlfühlfaktor» für Mitarbeitende. Aber auch für Sie als Arbeitgeber ist der richtige Mix im Team essenziell. Diversität ist in allen Formen Pflicht. Dabei geht es nicht nur um Gender oder Hautfarbe, sondern auch um den Alters-Mix sowie die richtige Mischung von Kompetenzen, Neigungen und Charakteren. 

Damit Ihnen die Gewinnung der richtigen Mitarbeitenden gelingt, benötigen Sie eine professionelle Rekrutierung. Diese beinhaltet folgende Punkte:

  • Genaues Wissen zu den gesuchten Kompetenzen und Eigenschaften (Brauchen wir noch Mitarbeitende im Rechnungswesen oder eher in der Kommunikation, haben wir die notwendigen Französischkenntnisse im Team etc.).
  • Authentischer, professioneller Auftritt (Attraktives Stelleninserat, Auswahl der richtigen Kanäle, zuverlässige Rückmeldung an Kandidaten etc.).
  • Strukturierter Selektionsprozess (Systematische Vorselektion anhand vordefinierter Kriterien, strukturierte Interviews, eventuell weitere Selektionsinstrumente wie Assessments etc.).
  • Integration des Teams in die Endauswahl (Wie gesagt, die richtige Mischung macht’s und wer könnte die Zusammenarbeit besser beurteilen als die potenziellen Kolleginnen und Kollegen).
  • Offene und ehrliche Kommunikation mit den Kandidaten (Jeder Kandidat hat eine Rückmeldung verdient, denn es ist wie beim Restaurant-Besuch; eine schlechte Erfahrung teilt man öfter als eine gute).

 

5 Tipps für die Positionierung als hervorragender Arbeitgeber

  1. Leadership
    Echtes gegenseitiges Interesse verbindet. Erzählen Sie gelegentlich von Ihren Hobbies und fragen Sie die Kollegin, wie es ihren Kindern geht. Kleine Gesten wirken Wunder.
     
  2. Authentizität
    Last but not least: Ziehen Sie Ihre transparente, authentische Linie konsequent durch, im Wissen darum, dass dies auch einmal ausgenutzt wird. Vertrauen sollte nie verdient werden müssen. Vertrauen ist ein Vorschuss, den man bei Missbrauch entziehen kann. 
     
  3. Vertrauen
    Kommunizieren Sie die Unternehmensziele und -resultate offen. Ja, auch die finanziellen und ja, auch wenn es einmal nicht so läuft, wie gewünscht. Wenn Sie diese auf die Tätigkeit der Mitarbeitenden herunterbrechen, verstehen sie auch ihren Beitrag zum grossen Ganzen. Das wirkt sinnstiftend und motivierend.
     
  4. Life-Life-Balance
    Sorgen Sie dafür, dass die Trennung von Arbeit und Privatleben gelingt. Versenden Sie keine Mails zu Unzeiten und berücksichtigen Sie die Bedürfnisse Ihrer Teams bei der Dienstplanung.
     
  5. Professionelle Rekrutierung
    Involvieren Sie Ihre Teams in die Rekrutierung neuer Kolleginnen und Kollegen. 
    Die «Schwarmintelligenz» wird’s richten…

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