Erfolge von heute, Themen von morgen: Erkenntnisse zu Integrierten Managementsystemen in der DACH-Region
Veröffentlicht am: 07.11.2023
Lesedauer
ca. 3 Minuten
Eine wissenschaftliche Umfrage in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt: In vielen Unternehmen bewähren sich Integrierte Managementsysteme. Dabei werden diese komplexen Systeme erstaunlich oft mit ziemlich rudimentären Instrumenten betrieben…
Das Team Integrierte Managementsysteme (TIMS) der deutschen Hochschule Zittau/Görlitz hat die erste wissenschaftliche Umfrage zu Integrierten Managementsystemen in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) durchgeführt. In der Schweiz war die SQS die federführende Partnerin für die Umfrage, unterstützt durch die Schweizerische Normen-Vereinigung (SNV) und die Swiss Association for Quality (SAQ).
An der Umfrage nahmen 218 Unternehmen teil, unter ihnen 45 aus der Schweiz. In diesem Blogbeitrag fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen, die sich aus ihren Antworten ziehen lassen.
Hubert Rizzi, GL-Mitglied der SQS, führt kostenlose Informationsanlässe zu Integrierten Managementsystemen durch.
1. Eine grosse Mehrheit der Unternehmen betreibt ein IMS – mit Erfolg
Knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen betreiben ein Integriertes Managementsystem (IMS). 23% befinden sich hierfür im Prozess oder der Planung, um dies zu tun – mit gutem Grund. Denn 43% der Unternehmen, die ein IMS betreiben, bezeichnen die Integration als erfolgreich. 23% halten sie sogar für einen «vollen Erfolg». Die fünf wichtigsten genannten Verbesserungen sind:
- Die Einheitlichkeit bestehender Prozesse, Strukturen und Dokumentationen
- Anknüpfungsmöglichkeiten zwischen den Systemen
- Die fortlaufende Verbesserung der bestehenden Managementsysteme
- Eine integrierte Auditierung
- Der bessere Umgang mit der Komplexität etablierter Prozesse und Strukturen sowie deren Dokumentation.
Nennenswerte Verschlechterungen durch das IMS wurden nicht benannt.
2. Managementsysteme werden aus organisationalen Gründen integriert
Der mit Abstand wichtigste Grund, warum Unternehmen ihre Managementsysteme integrieren, ist die Vereinheitlichung der Prozesse, Strukturen und der Dokumentation. Auch die weiteren relevanten Gründe sind überwiegend «organisational», also auf eine effizientere und effektivere Steuerung des Unternehmens bezogen. Äussere Faktoren und Erwartungen spielen kaum eine Rolle.
3. Qualität und Umwelt: die dominierenden Themen
Qualität (ISO 9001) und Umwelt (ISO 14001) sind die beiden mit Abstand wichtigsten Themen, die die befragten Unternehmen in ihrem Managementsystem integriert haben. Das Management von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (ISO 45001), der Energie (ISO 50001) und der Unternehmensrisiken folgt auf den Plätzen 3 bis 5. Dabei gibt es länderspezifische Unterschiede. Zum Beispiel haben in Deutschland 64% der Unternehmen das Energiemanagement integriert, in der Schweiz nur 35%. Das dürfte insbesondere auch regulatorische Gründe haben. In Deutschland gab es steuerliche Anreize für die Anwendung der Norm ISO 50001, in der Schweiz wird das Energiemanagement insbesondere durch Programme der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) gefördert.
4. Themen der nachhaltigen Unternehmensführung werden vermehrt Eingang in IMS finden
Der zunehmend anspruchsvolle ökologische und soziale Kontext wird weiter an Bedeutung gewinnen. Risikomanagement, Klimaneutralität, gesellschaftliche Verantwortung (CSR) und Nachhaltigkeitsberichterstattung sind jene Themen, die die meisten Unternehmen mittelfristig als besonders relevant für ihr IMS einschätzen. Da die Antwort auf diese Frage optional war, gab es bezüglich mehrerer Themen eine unterschiedliche Anzahl Antworten.
5. Schweizer Unternehmen sind klar prozess- und weniger normenorientiert
Aus welcher Perspektive werden die Managementsysteme integriert? Auch hier gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen der Schweiz und ihren beiden Nachbarländern. In Österreich gehen 60% und in Deutschland immerhin 48% normenorientiert vor, d.h. sie integrieren gemäss der Harmonisierten Struktur der ISO-Managementsystemnormen. In der Schweiz hingegen liegt dieser Wert nur bei 26%. Dafür geben 60% der Unternehmen an, dass ihr IMS sich an den bestehenden Prozessen orientiert. Das könnte man wirtschafts- und unternehmenskulturell deuten, im Sinne von «in der Schweiz ist die Bereitschaft geringer als in den Nachbarländern, die gelebte Praxis an die Formen und Normen der ISO auszurichten». Für eine abschliessende Antwort bedürfte es aber weiterer Nachforschung.
6. Für komplexe Systeme wird noch immer rudimentäre Software verwendet
36% der befragten Unternehmen betreiben ihr IMS ausschliesslich mithilfe der Software Microsoft Office. Sie bilden es also über Word, Excel und Dateiverzeichnisse ab. Ausschliesslich mit einer speziellen IMS-Software arbeiten nur 24% der Unternehmen. Dieses Ergebnis ist interessant, weil über 50% der Unternehmen schon seit mehr als zehn Jahren ihr IMS betreiben. Das bedeutet, dass die immer komplexer werdenden Systeme nach wie vor mit einer eher rudimentären Software betrieben werden. Allerdings wird sich dies ändern, denn das Thema «Dokumentenmanagementsystem» und «Softwareeinsatz» wird von den befragten Unternehmen als eines der wichtigen Zukunftsthemen interpretiert (siehe 4.)
7. Nicht nur grosse Industrieunternehmen integrieren ihre Managementsysteme
Der Eindruck ist verbreitet, dass vorab grosse Industrieunternehmen ISO-Managementsystemnormen und entsprechend auch IMS betreiben. Das ist nicht ganz falsch, aber auch nicht richtig! Eine knappe Mehrheit (54%) der befragten Unternehmen stammt nicht aus dem verarbeitenden Gewerbe. Und immerhin 40% beschäftigen weniger als 250 Mitarbeitende – sind also kleine und mittlere Unternehmen.
Klicken Sie hier für die Präsentation (PDF) der Umfrageresultate des Teams Integrierte Managementsysteme (TIMS) der Hochschule Zittau/Görlitz.
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